Hier steht der Leadtext und ist ganz toll.

Mama hat recht. Der Sonnabend vor Ostern heißt Karsamstag. Er gehört zum – Achtung, hier kommt Latein – Triduum Sacrum. Das sind die heiligen drei Tage. Los geht es mit Karfreitag. Da wird an die Leiden Jesu erinnert: Folter, Kreuz, Tod. Den Abschluss bildet der Ostersonntag, die Auferstehung von den Toten. Der Karsamstag steht in der Mitte des Feierzyklus‘. Es ist der Tag der Grabesruhe. Christus steigt hinab in das Reich des Todes, heißt es im Glaubensbekenntnis. In der Unterwelt will er noch etwas erledigen.

Dem Feuer entkommen

Das Reich des Todes – ein heißer, hässlicher Ort im Mittelpunkt der Erde. So zeigt es ein Bild im Albani-Psalter, eine mittelalterliche Handschrift aus England. Im Zentrum liegt ein Flammenmeer, darin badet der Teufel. Er schnauft. Schwefelschwaden schlagen aus seinen Nüstern. Um ihn herum all die verlorenen Seelen. Sie stehen knietief in der Lava und recken ihre Arme in die Höhe. Denn von dort kommt Christus. Durch das Grab reist er hinunter. Strahlend, weiß, rein. Er wird begleitet von zwei Engeln. Gemeinsam reißen sie einen nach dem anderen aus dem Feuer. Das passiert an diesem stillen Tag, am Karsamstag, so deutet es der neutestamentliche Petrusbrief an (1. Petr 3,1920.

Tag der Klage und des Kummers

Die Silbe „Kar“ kommt übrigens aus dem Althochdeutschen. Sie bedeutet Klage, Kummer. Diese Stimmung dominiert die ersten beiden der heiligen drei Tage, des Triduum Sacrum. Der lateinische Begriff lässt sich erstmals im vierten Jahrhundert nachweisen. Für die Menschen damals ist es noch ganz selbstverständlich, Tod und Auferstehung als zwei Seiten eines Geschehens zu feiern.

Ostersamstag folgt auf den Karsamstag

Den Ostersamstag gibt es übrigens auch. So heißt der Sonnabend, der auf den Ostersonntag folgt. Sie liegen also nicht falsch. Nur ein bisschen vor der Zeit. Das finde ich ganz sympathisch. Sagen Sie das mal Ihrer Mutter. Vielleicht versöhnt sie das miteinander?