Berlin, Kreuzberg. Da kommt er: Theaterregisseur, Buchautor, Clubbetreiber und Punkmusiker mit einer großen Wandlungsgeschichte bis hinein in das Feuilleton. Schorsch Kamerun ist mein Gast bei Sinn:Suche, ein total kreativer Mensch. Höflich, herzlich, neugierig. Was ich als Radiopastor so mache, möchte er wissen? Fragt nach den Gottesdiensten im Deutschlandfunk, den Andachten. Wir treffen uns im Café Kremanski, teilen uns eine Schale Nachos mit Salsa und Avocado.
Ich berichte kurz von meinem Besuch in der Erlösergemeinde (Berlin-Rummelsburg), wo die Toten Hosen 1983 ein Geheimkonzert in der DDR gespielt haben. Schorsch erzählt daraufhin von Leipzig, wo Die Goldenen Zitronen ebenfalls in einer Kirche aufgetreten sind. „Für immer Punk“ heißt ein früher Titel der Band, die 2024 40 Jahre alt wird, sich immer wieder verändert geradezu gehäutet hat. Schorsch Kamerun ist in Timmendorf aufgewachsen. Wir sprechen über die Konfirmandenzeit, seinen Rauswurf, die Offenbarung des Punk am Strand, seinen Roman „Die Jugend ist die schönste Zeit des Lebens“ und die Arbeit als Regisseur am Theater, was Kunst kann und mit ihm macht. Und natürlich geht es um Sinnfragen, also auch die ganz große nach dem Grund des Lebens. Und es gibt auch ein Geschenk, das behutsam ausgepackt wird.
Ich nehme mit: Wenn Punk bedeutet, widerständig und kritisch zu bleiben, dann ist es wohl eine Lebenshaltung.
Oliver Vorwald