Die Journalistin Dorothee Röhrig kommt aus der berühmten Dohnanyi-Bonhoeffer-Familie. Einer Familie, in der vier Menschen als Widerstandskämpfer von den Nazis hingerichtet wurden. Was das mit Ihrer Familie, insbesondere ihrer Mutter gemacht hat, beschreibt Dorothee Röhrig in ihrem Buch: „Du wirst noch an mich denken. Liebeserklärung an eine schwierige Mutter.“ Auslöser für ihre Recherche und Auseinandersetzung war ein Foto ihrer Mutter. Der Arm der Mutter umklammert fast die damals zweijährige Dorothee. Was hat eigentlich die Beziehung zu der Mutter so kompliziert gemacht? Wer ist sie zu der Frau geworden, die sie war? Dorothee Röhrig hat sich noch einmal intensiv in die Geschichte der Familie eingearbeitet. Eine Familie, sie so stark bestimmt worden ist durch die Widerstandskämpfer aus den eigenen Reihen. Erst Jahrzehnte später wurden diese öffentlich als Helden verehrt. Zunächst galten sie vielen Menschen als Volksverräter. 

Über Gefühle wurde damals nicht gesprochen, erzählt Dorothee Röhrig. Welche Angst ihre Mutter um ihre Eltern gehabt haben muss, als diese festgenommen worden waren- es gab keine Antworten. Als der Vater hingerichtet wurde, als drei weitere Familienmitglieder ermordet wurden: „Man hat funktioniert.“ Das scheint in diesen Jahren eine allgemein gültige Zustandsbeschreibung gewesen zu sein. Nicht nur für die Familien der Täter, auch für die Familien der Opfer. Dorothee Röhrig hat sich Stück für Stück aus diesem Schweigen und Verdrängen herausgearbeitet.

Mit mir redet sie über Ihre Erfahrungen mit der Mutter, aber auch ihren berühmten Verwandten den Theologen Dietrich Bonhoeffer. Es ist nicht so leicht gewesen in einer so berühmten Familie ein eigenes Standing zu haben, sagt sie.

Eine interessante Perspektive auf die deutsche Geschichte. Sie wirkt noch in die Gegenwart hinein. Hört mal rein!  

Susanne Richter